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Wie kann man die Resonanzfrequenz, Bandbreite und Grenzfrequenz
eines Motors bestimmen?
Antwort der Redaktion
Die genannten Kenngrößen beschreiben die Güte
eines elektrischen Antriebs. Sie werden nicht nur vom
Motor allein sondern auch vom verwendeten Stellgerät
bestimmt. Die Ermittlung der Gütegrößen
erfolgt deshalb für den kompletten Antrieb. Oft
muss sogar die angeschlossene Arbeitsmaschine noch mit
berücksichtigt werden.
- Die Grenzfrequenz wird üblicherweise als
die Frequenz definiert, bei der das Ausgangssignal auf
ca. 71% des Eingangssignals absinkt. Das Verhältnis
der Amplituden von Ausgangs- zu Eingangssignal beträgt
demnach an der Grenzfrequenz -3dB.
Experimentell lässt sich die Grenzfrequenz
am einfachsten für einen drehzahlgeregelten
Antrieb mit einem analogen Sollwerteingang und einem
analogen Istwertausgang sowie mit Hilfe eines Oszilloskops
und eines Frequenzgenerators bestimmen. Der Frequenzgenerator
gibt die Drehzahl sinusförmig vor. Am analogen
Ausgang des Antriebes wird der Drehzahlistwert abgegriffen
und gemeinsam mit dem Sollwert im Oszilloskop dargestellt.
Die Frequenz des Drehzahlsollwertes wird nun so
lange erhöht, bis der Drehzahlistwert dem Sollwert
kaum noch folgen kann und auf 71% des Sollwertes
absinkt. Diese Frequenz entspricht der Grenzfrequenz.
Hinweis: Die Amplitude des Drehzahlsollwertes muss
so gewählt werden, dass innerhalb des Regelkreises
keine Begrenzungen (Strom, Spannung, Drehmoment,
Hochlauframpen, Glättungen etc.) wirken. Aus
diesem Grund ist die Amplitude des Sollwertes im
allgemeinen sehr klein. Weiterhin ist zu vermeiden,
dass die analogen Ein-/Ausgänge die Signale
durch eine zu geringe Bandbreite unzulässig
verfälschen.
- Die Bandbreite beschreibt den Arbeitsbereich
eines Antriebes. Nach oben wird er von der Grenzfrequenz
begrenzt.
Nach unten wirkt das nichtideale Verhalten der Stromwandler
und Drehzahl- bzw. Lagegeber sowie die begrenzte
Auflösung in der Signalverarbeitung einschränkend.
Erkennbar wird dies bei sehr kleinen Drehzahlen.
Die Antriebe führen dann oft keine gleichmäßige
Drehbewegung mehr aus. Zum Teil kommt es sogar zu
dauerhaften Abweichungen des Istwertes vom Sollwert.
Im praktischen Einsatz muss das Verhalten des Antriebes
bei sehr kleinen Drehzahlen experimentell an der
Arbeitsmaschine untersucht werden. Dabei werden
Soll- und Istwert des Drehzahl im Oszilloskop über
einen entsprechend langen Zeitraum aufgezeichnet
und die Abweichungen des Istwertes vom Sollwert
erfasst. Anschließend muss für jeden
konkreten Fall entschieden werden, ob das Verhalten
des Antriebes akzeptabel ist.
Die Hersteller geben in ihren technischen Daten
oft den Stellbereich eines Antriebes an. Diese Angabe
bezieht sich im allgemeinen auf die Nenndrehzahl.
Mit einem Stellbereich von 1:100 wird garantiert,
dass der Antrieb die ebenfalls angegebene Genauigkeit
bis zu 1/100 der Nenndrehzahl einhält. Die
Genauigkeit erfasst die mittlere Drehzahl in einem
längeren Messzeitraum (z. B. 10 s). Sie sagt
leider nichts über die Konstanz der Drehzahl
bzw. ihre Schwankungsbreite aus. Da diese auch von
der angeschlossenen Mechanik der Arbeitsmaschine
abhängt, sind entsprechende Aussagen auch kaum
möglich. Ein Hinweis auf die Schwankungsbreite
kann aus der Drehmomentwelligkeit abgeleitet werden,
die einige Hersteller ebenfalls für den zugelassenen
Stellbereich angeben. Die Angabe der Drehmomentwelligkeit
erfolgt im allgemeinen bezogen auf das Nenndrehmoment
des Antriebes.
- Resonanzfrequenzen in elektrischen Antrieben
haben unterschiedliche Ursachen. Sie entstehen
- durch die diskontinuierliche Arbeitsweise
und die begrenzte Signalauflösung der digitalen
Signalelektronik und Messtechnik,
- durch Wechselwirkungen des Antriebes mit der Mechanik
der Arbeitsmaschine und
- durch elektrische und mechanische Wechselwirkungen
mit anderen Antrieben
Werden elektrische Antriebe innerhalb der vom
Hersteller spezifizierten technischen Grenzen
betrieben, dürfen Resonanzstellen aufgrund
der digitalen Arbeitsweise der Signalelektronik
nicht auftreten bzw. müssen durch entsprechende
Parametrierung zu beseitigen sein. Diese Resonanzstellen
sind in der Praxis dadurch zu ermitteln, dass
der gesamte Drehzahlstellbereich des Antriebes
(ohne angekoppelte Mechanik) langsam durchfahren
und der Drehzahlverlauf im Oszilloskop beobachtet
wird. Treten Resonanzen auf, sind diese meist
deutlich hörbar und schlagen sich in einem
überdurchschnittlich welligen Drehzahlverlauf
nieder.
Bei angekoppelter Arbeitsmaschine treten häufig
Resonanzfrequenzen aufgrund der begrenzten Steifigkeit
von mechanischen Elementen (Wellen, Kupplungen,
Riemen etc.) auf. Diese lassen sich sehr einfach
dadurch ermitteln, dass man ein sprungförmiges
Drehmoment in das System einbringt und anschließend
den Verlauf des Drehzahlistwertes bei ausgeschaltetem
Drehzahlregler im Oszilloskop beobachtet. Ist
dabei noch keine eindeutige Resonanzfrequenz erkennbar,
muss der Drehzahlverlauf mit einem Spektrometer
untersucht werden. Das sprungförmige Drehmoment
kann über den Antrieb durch Vorgabe eines
entsprechenden Sollwertes und anschließendem
Abschalten des Antriebes realisiert werden. Oft
treten auch Resonanzfrequenzen aufgrund fehlerhafter
mechanischer Bauelemente (Lagerschäden, Wellenversatz,
Klebestellen an Riemen etc.) auf. Diese Resonanzstellen
sind genau genommen keine Resonanzen sondern frequenzabhängige
Störgrößen. Sie können im
allgemeinen beim langsamen Durchfahren des Drehzahlstellbereichs
gut identifiziert werden, da sie in einem festen
Verhältnis zur aktuellen Drehzahl stehen.
Resonanzstellen aufgrund von Wechselwirkungen
mit anderen Antrieben sind in der Praxis oft nur
schwer zu finden, da sie meist nur in ganz bestimmten
Arbeitspunkten und unter speziellen Umgebungsbedingungen
auftreten. Für das Auffinden und noch mehr
für die Beseitigung dieser Resonanzen gibt
es leider keine eindeutigen Regeln. Man ist im
konkreten Fall auf die Erfahrungen des Inbetriebsetzungspersonals
oder auf die Hotline des Antriebsherstellers angewiesen.
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