Auslegung elektrischer Antriebe

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Motorauslegung unter Schutzgesichtspunkten

Explosionsschutz

Motoren werden zum Teil in explosionsgefährdeten Bereichen betrieben. Diese Bereiche sind durch das Vorhandensein einer explosiven Atmosphäre in gefährlicher Menge gekennzeichnet. Eine explosive Atmosphäre entsteht u. a. durch

  • Schlagwetter in Bergwerken
  • explosive Gase in Maschinen und Anlagen
  • explosive Staubgemische in Maschinen und Anlagen

Durch besondere Schutzmaßnahmen wird verhindert, dass es zur Entzündung der explosiven Atmosphäre kommt. Die Motoren für explosionsgefährdete Bereiche sind mit entsprechenden Angaben zu ihren Einsatzbereichen und Schutzgraden versehen.

Hinweis:
Die Normung zum Explosionsschutz ist im Augenblick im Umbruch begriffen. Die nachfolgenden Angaben dienen der Orientierung und sind deshalb ohne Gewähr. Für konkrete Auslegungen sind die aktuellen Normen heranzuziehen.

Die Systematik des Explosionsschutzes nach ATEX 100a ist nachfolgend auszugsweise dargestellt

Gruppe
I
Unter-Tage-Einsatz (Bergbau)
II
Über-Tage-Einsatz
Kategorie
M1
M2
1
2
3
Explosive Atmosphäre
 
 
 
 
 
 wird nicht betrachtet
 
 
 
 
G
(Gas)
D
(Staub)
G
(Gas)
D
(Staub)
G
(Gas)
D
(Staub)
Zone
0
20
1
21
2
22
Zündschutzart
 
 
 für Motoren nicht relevant
 
 
 
d, e, i, p
 nA
 
Explosionsgruppe (bei Zündschutzart "d")
IIA, IIB, IIC
 
 
Temperaturklasse
T1 bis T6 


Die Kategorie gibt an,

  • welcher Schutzgrad erreicht wird
  • durch welche Maßnahmen der Schutzgrad erreicht wird und
  • unter welchen Betriebsbedingungen der Schutzgrad erreicht wird
Kategorie Schutzgrad Maßnahme Betriebsbedingung
M1
sehr hoch

zwei unabhängige Schutzmaßnahmen,
zwei unabhängige Fehler dürfen auftreten

Geräte bleiben bei explosiver Atmosphäre in Betrieb
M2
hoch
  Geräte werden bei explosiver Atmosphäre abgeschaltet
1
sehr hoch
zwei unabhängige Schutzmaßnahmen,
zwei unabhängige Fehler dürfen auftreten,
für normale und fehlerhafte (seltene) Betriebszustände
Geräte bleiben bei explosiver Atmosphäre in Betrieb
2
hoch
eine Schutzmaßnahme,
ein Fehler darf auftreten,
für normale und fehlerhafte Betriebszustände
Geräte bleiben bei explosiver Atmosphäre in Betrieb
3
normal
für normale Betriebszustände Geräte bleiben bei explosiver Atmosphäre in Betrieb

 

Die Zone gibt den Gefährdungsgrad eines Maschinen- oder Anlagenabschnittes bezüglich

  • der Häufigkeit und
  • der Dauer

des Auftretens von explosiver Atmosphäre an. Die Einteilung der Maschine oder Anlage in entsprechende Zonen nimmt der Betreiber vor.

Zone
Häufigkeit und Dauer des Auftretens von explosiver Atmosphäre
Gas
Staub
0
20
ständig, langzeitig
1
21
gelegentlich bei Normalbetrieb
2
22
selten, kurzzeitig

Die Temperaturklasse wird neben der Zoneneinteilung für die Risikoabschätzung benötigt. Sie ergibt sich aus der Zündtemperatur des explosiven Gasgemisches.
Die Temperaturklasse legt die zulässige Grenztemperatur für das Betriebsmittel fest. Durch Auswahl eines Motors mit der entsprechenden Temperaturklasse wird sichergestellt, dass aufgrund der Erwärmung des Motors keine Zündung des Gasgemisches erfolgt.
Temperaturklasse Grenztemperatur
T1
max. 450 °C
T2

max. 300 °C

T3
max. 200 °C
T4
max. 135 °C
T5
max. 100 °C
T6
max. 85 °C

Neben der Temperatur des Motors kann auch das Auftreten von Funkenbildung zur Zündung der explosiven Atmosphäre führen. Schutzmaßnahmen, die die Funkenbildung oder die Zündung der explosiven Atmosphäre trotz auftretender Funken vermeiden, werden durch die Zündschutzart klassifiziert.

Zündschutzart
Beschreibung Anwendung bei Motoren
Kurz-
zeichen
Name
d
Druckfeste Kapselung Zündfähige Komponenten werden in einem druckfesten Gehäuse eingeschlossen. Die explosive Atmosphäre kann eindringen und sich ggf. entzünden. Eine Übertragung des Explosion nach Außen wird jedoch verhindert.

Wo betriebsmäßig Funken entstehen:

  • Kommutatoren
  • Schleifringe
  • mechanische Bremsen
e

Erhöhte Sicherheit

Besondere Maßnahmen bei der Motorkonstruktion verhindern das Auftreten von unzulässigen Temperaturen und die Funkenbildung
Z. B:

  • großzügige Luft- und Kriechstrecken
  • hochwertige Isolierstoffe

Zusätzlich werden mit externen Motorschutzschaltern oder Temperaturüberwachungen fehlerhafte Betriebszustände (z. B. Motor blockiert) abgesichert.

Für Motoren, bei denen betriebsmäßig keine Funken entstehen
i
Eigensicherheit Die Energie wird so begrenzt, dass im Fehlerfall keine Zündung der explosiven Atmosphäre durch Funken oder erhöhte Temperatur möglich ist. Sensorik zur Überwachung des Motors (Kaltleiter usw.)
nA
Nicht funkend wie "e", aber ohne Betrachtung des Fehlerfalles Für Motoren, bei denen betriebsmäßig keine Funken entstehen
p
Überdruckkapselung Zündfähige Komponenten werden mit einem Schutzgas (z. B. Luft) unter Überdruck betrieben. Die explosive Atmosphäre kann nicht eindringen und sich nicht entzünden. Große Motoren

 

Die Explosionsgruppe ist für die Zündschutzart "d" (Druckfeste Kapselung) von Bedeutung. Sie gibt die Fähigkeit des explosiven Gasgemisches zum Zünddurchschlag an. Durch eine entsprechend kleine Grenzspaltweite muss sichergestellt werden, dass eine Explosion im Inneren des druckfest gekapselten Raumes nicht nach Außen durchschlägt.

Explosionsgruppe Grenzspaltweite
IIA
größer/gleich 0,9 mm
IIB

0,5 mm bis 0,9 mm

IIC
kleiner 0,5 mm

Hinweis:
Auch mechanische (nichtelektrische) Antriebskomponenten wie Getriebe, Kupplungen usw. sind in den Explosionsschutz einzubeziehen. Für sie gelten eigene Zündschutzarten.

 

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