Die Verlustleistung im Stellgerät ist bei konstanter Pulsfrequenz vom Betrag des fließenden Stromes abhängig. Dieser wird vom Lastspiel des angeschlossenen Motors bestimmt. Aus dem Drehmomentverlauf an der Motorwelle muss deshalb der vom Stellgerät aufzubringende Strom ermittelt werden. Anhand des Stromverlaufs als Funktion der Zeit erfolgt anschließend die Auswahl eines Stellgerätes mit passendem Bemessungsstrom.
Der Stromverlauf wird aus dem Drehmomentverlauf des Lastspiels ermittelt. Je nach Motortyp sind hierfür unterschiedliche Berechnungsvorschriften zu berücksichtigen, die in der folgenden Tabelle dargestellt sind. Die erforderlichen Motorkenngrößen sind dem Typenschild bzw. den Herstellerkatalogen zu entnehmen.
Motortyp | Berechnungs- vorschrift |
Kenngrößen | ||||||||||
Gleichstrommotor (permanenterregt) |
Ia = IN * M/MN |
|
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Bürstenloser Gleichstrommotor |
I = M/kT |
|
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Synchronmotor (permanenterregt) |
I = M/kT |
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Asynchronmotor |
|
Die Hersteller von Stellgeräten geben im allgemeinen neben der Nennspannung
folgende Parameter zur Auslegung des Stellgerätes an:
Diese Kennwerte gelten für
Werden die Stellgeräte unter abweichenden Bedingungen eingesetzt,
sind im allgemeinen Deratingfaktoren zu berücksichtigen.
Das nebenstehende Bild verdeutlicht die Zusammenhänge.
Dieses Diagramm entspricht einer Belastung im S3- und S6-Betrieb.
Leider lassen sich die real auftretenden Lastspiele nur selten in dieses
Schema einordnen, so daß eine anwendbare Auslegungsstrategie gefunden
werden muss.
Die Auslegung geht von den tatsächlich auftretenden Lastspielen aus. Wie bei der Motorauslegung ist dabei eine Unterscheidung nach "kurzen" und "langen" Lastspielen sinnvoll.
TLastspiel < 0,1Tth
Dann tritt innerhalb eines Lastabschnittes keine wesentliche Temperaturänderung des Stellgerätes ein und man kann von einer mittleren Belastung bzw. mittleren Erwärmung ausgehen. Die tatsächlich erreichte Maximaltemperatur des Stellgerätes weicht nur unwesentlich von der mittleren Temperatur ab. Die Auslegung erfolgt dann am einfachsten über den Effektivstrom Ieff, der das Stellgerät in gleicher Weise erwärmt wie der tatsächlich fließende Strom.
Der Effektivstrom Ieff ist nach folgender Formel zu berechnen:
Ist der Strom innerhalb eines Lastabschnittes nicht konstant, so wird mit der Formel
I = 0,5(Ia+Ie) | mit: | Ia: Ie: |
Strom am Anfang des Lastabschnittes Strom am Ende des Lastabschnittes |
ein Mittelwert bestimmt.
Hinweis: Der Effektivstrom ist nicht identisch mit dem Effektivwert von Wechselgrößen.
Das Stellgerät wird nun so ausgewählt,
IB > Ieff |
mit: | IB: |
Bemessungsstrom des Stellgerätes |
Imax > Imax_L |
mit: | Imax: Imax_L: |
Maximalstrom des Stellgerätes |
Die Bedingungen für "kurze Lastspiele" sind nicht in allen Anwendungsfällen für elektrische Antriebe und ihre Stellgeräte gegeben. Außerhalb von Servoanwendungen sind längere Lastspiele sogar die Regel. Erforderlich sind deshalb auch Auslegungsregeln für "lange Lastspiele". "Lange Lastspiele" sind definiert durch:
TLastspiel > 0,1Tth.
Bei diesen Lastspielen erwärmt sich das Stellgerät
innerhalb des Lastspiels temporär auf eine Temperatur, die deutlich
über der mittleren Temperatur liegt. Die innerhalb des Lastspiels
auftretende Maximaltemperatur kann deshalb nicht vernachlässigt werden.
Entspricht die mittlere Temperatur der nominellen Erwärmung, würden
die auftretenden Temperaturspitzen zur Abschaltung des Stellgerätes
durch die integrierten Schutzfunktionen führen.
Um Stellgeräte für "lange Lastspiele" auszuwählen, zerlegt man das Lastspiel in kurze Einzellastspiele, für die jeweils wieder die Bedingung
TLastspiel < 0,1Tth
gilt. Für jedes Einzellastspiel wird der Effektivstrom Ieff berechnet. Das Stellgerät wird nun so ausgewählt,
IB > Ieff_max |
mit: |
IB: |
Bemessungsstrom des Stellgerätes |
Imax > Imax_L |
mit: | Imax: Imax_L: |
Maximalstrom des Stellgerätes |
Bei der Auswahl der Einzellastspiele innerhalb des gesamten Lastspiels ist ein gewisses Augenmaß erforderlich. Oft ist auf einen Blick schon erkennbar, in welchem Zeitabschnitt die maximale Erwärmung des Stellgerätes auftreten wird und wo das für die Auslegung entscheidende Einzellastspiel liegt. Dann berechnet man nur für dieses Einzellastspiel den Effektivstrom und wählt das Stellgerät entsprechend aus.
Ist
eine eindeutige Identifikation des prägenden Einzellastspiels nicht
möglich, definiert man einen Zeitabschnitt mit einer maximalen Länge
von 0,1Tth, verschiebt diesen Zeitabschnitt
in kleinen Schritten über das Lastspiel und berechnet für jede
Lage des Zeitabschnitts den Effektivstrom. Der größte ermittelte
Effektivstrom wird dann zur Auslegung des Stellgerätes verwendet.
Die geschilderte Vorgehensweise führt immer zu einer Auslegung,
die das Stellgerät thermisch nicht überlastet. Bei "langen
Lastspielen" mit Betriebs- und Pausenzeiten größer als
0,1Tth kann diese Vorgehensweise jedoch zu
einer sehr starken Überdimensionierung des Stellgerätes führen.
Die Auslegung ist dann zwar aus thermischer Sicht korrekt aber nicht mehr
wirtschaftlich. Besonders bei Lastspielen, die einem S3-Betrieb
ähneln, ist diese Gefahr sehr groß. In diesem Fall ist eine
Simulation der tatsächlich auftretenden Erwärmung zu empfehlen.
Entspricht das Lastspiel näherungsweise dem Lastspiel,
das der Hersteller für die Definition der Bemessungsgrößen
verwendet, kann die Auslegung auch unter Verwendung dieses Lastspiels
erfolgen.
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